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Datum: 19.08.2021

Genau 175 Jahre sind vergangen, seit am 19. August 1846 über 900 Teilnehmer aus allen Teilen der Welt in London zusammenkamen, um die Evangelische Allianz zu gründen.

Geprägt von den Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts, sahen Christen die Notwendigkeit, denominationelle Schranken zu überwinden und gemeinsam auch in organisatorischer Form, die konfessionsübergreifende Einheit unter Gläubigen in Jesus Christus auch äußerlich sichtbar werden zu lassen. Es ging ihnen dabei nicht um eine Vereinigung von Kirchen, sondern um einen „Brüderbund“ von Christen aus verschiedenen protestantischen Kirchen in aller Welt.
 
Auf der Gründungskonferenz trafen die Teilnehmer grundlegende Beschlüsse hinsichtlich der zukünftigen Allianzarbeit:

1.    Eine in Jesus Christus vorgegebene Einheit der Christen sollte sichtbare Gestalt gewinnen.
2.    Eine gemeinsame Glaubensbasis wurde erarbeitet, die zentrale, gemeinsame Lehrüberzeugungen zusammenfasste.
3.    Gemeinsam wollte man auf Formen des Unglaubens reagieren, was sowohl Mission bzw. Evangelisation nach außen und Glaubenszurüstung nach innen einschloss.
4.    Nationale evangelischen Allianzen sollten gegründet werden.

In der Praxis zeigte sich das Wirken der Evangelischen Allianz in den ersten Jahrzehnten vor allem in drei Kernbereichen. 

•    Zum einen rief die Evangelische Allianz zum gemeinsamen Gebet auf und organisierte Gebetsversammlungen. Bis heute bildet die Allianzgebetswoche zumindest im europäischen Raum eine zentrale Ausdrucksform des Allianzlebens. 
•    Durch ihr monatliches Organ „Evangelical Christendom“ informierte die Evangelische Allianz über Gottes Wirken und das religiöse Leben in aller Welt und motivierte so zu einer aktiven Beteiligung an Evangelisation und Weltmission. Nicht zu Unrecht bezeichnen Historiker die Evangelische Allianz daher als einen „wirksamen Anwalt der Mission“. 
•    Aus den eintreffenden Informationen aus der ganzen Welt und aufgrund der wachsenden Vernetzung der Christen entwickelte sich ein weiterer, ganz entscheidender Arbeitsschwerpunkt der Evangelischen Allianz: der Einsatz für Religionsfreiheit. Immer wieder wurde in „Evangelical Christendom“ über um ihres Glaubens willen unterdrückte Einzelpersonen und Kirchen berichtet und immer wieder wurden Petitionen bei Regierungen eingereicht bzw. um Audienzen zwecks Fürsprache bei der jeweiligen Regierung angesucht. So entsandte beispielsweise die Evangelische Allianz im Anschluss an ihre Welttagung in Basel im Jahr 1879 eine Delegation zu Kaiser Franz Joseph nach Wien, um im Rahmen einer Audienz sich für eine freie Religionsausübung vor allem der Freikirchen in Österreich und Tschechien einzusetzen. Dabei setzte sich die Evangelische Allianz für Religionsfreiheit für alle ein, nicht nur für ihr nahestehende Personen und Kirchen. So intervenierte sie beim König von Schweden zugunsten von mehreren Frauen, die zur römisch-katholischen Kirche übergetreten waren und denen deswegen der Verlust der schwedischen Staatsbürgerschaft drohte.

Vor allem seit den 1950er Jahren entwickelte sich die Evangelische Allianz mehr und mehr zu einem globalen Netzwerk, das mit Evangelikalen in allen Teilen der Welt in Verbindung steht und diese auch vertritt. In den meisten Ländern setzt sich die Evangelische Allianz zudem nicht mehr länger aus Einzelmitgliedern, sondern aus evangelikal geprägten Kirchen, Gemeinden und Werken zusammen. Heute gehören über 130 nationale Allianzen zur weltweiten evangelischen Allianz sowie zahlreiche christliche Organisationen und Werke. Insgesamt vertritt die weltweite Evangelische Allianz heute rund 600 Millionen Christen auf allen Kontinenten.
Autor: Pfr. i.E. Dr. Frank Hinkelmann, Präsident der Europäischen Evangelischen Allianz, Vize-Präsident der Weltweiten Evangelischen Allianz

Diesen Beitrag lesen Sie auch im Allianzspiegel Nr. 136, ab S. 6 (September2021-Ausgabe)