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Datum: 23.09.2019

Es gibt in der heutigen Zeit viele Gründe, Angst zu haben. Wer aber die einzig wahre, ewige Sicherheit kennt, kann ohne Angst den Herausforderungen der Welt begegnen und Hoffnung weitergeben. Die Europäische Evangelische Allianz (EEA) hat dazu an ihrer letzten Generalversammlung ein Dokument verabschiedet („Journeying together – cultivating conversation and call to action“, Bad Blankenburg, 2019) , das im Folgenden zu großen Teilen widergegeben ist (Übersetzung aus dem Englischen: Barbara Rüegger):

Wenn wir die Geschichte anschauen, verstehen wir schnell, dass „die guten alten Tage“ nie wirklich so „gut“ gewesen sind. Es gibt keine Zeit in der Geschichte, in der Leute wirklich „sicher“ waren. Es gab immer Bedrohungen oder die Angst vor Bedrohungen, Kriege, Angriffe von außen, Krankheiten, Hungersnöte, Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen. Früher wurde jedoch Gott als der Eine verstanden, der die Kontrolle hatte, der Eine, dem die Menschheit Rechenschaft schuldig war und der Eine, der Gerechtigkeit bringen würde. Im Verständnis der Gesellschaft war die Ewigkeit eine Komponente, mir der gerechnet wurde. Heute hat der Säkularismus Gott „entfernt“, und die Menschheit hat die Kontrolle übernommen. Es gibt keine verantwortliche Höhere Macht, niemanden, dem man Rechenschaft schuldig ist, und niemanden, der Gerechtigkeit bringen wird. Unsere Perspektive ist zeitlich und limitiert auf das, was auf dieser Erde geschieht. Angst hat Vertrauen ersetzt.

Schutz und Sicherheit heute

Wir leben heute nicht in gefährlicheren Zeiten, aber wir sind uns der Gefahren rund um uns herum mehr bewusst. Obwohl Frieden, Freiheit, Beständigkeit, Komfort und unzählige Möglichkeiten die Norm für viele sind, fühlt es sich doch nicht notwendigerweise so an. (Soziale) Medien und das Internet machen es möglich, dass wir sofort, in lebendigen Farben und auf die Sekunde genau über alle möglichen Bedrohungen auf der ganzen Welt Bescheid wissen, auch wenn diese für uns keine direkte Bedrohung darstellen. Wir werden bombardiert mit schlechten Nachrichten – Terror, Kriminalität und Voraussagen von Umwelt- und Gesundheits-Desastern. Veränderungen um uns herum verwirren uns – politische, weltanschauliche, kulturelle und ökonomische Gewissheiten verschieben sich. Es gibt technologische Fortschritte, Emigration und Immigration oder Nachbarschaften, in denen wir uns nicht mehr zuhause fühlen. Der Verlust von Jobs, Häuser, die überschwemmt werden, Kinder, die von Gangs bedroht sind, das Altern ohne Familie in der Nähe oder ausreichend finanzielle Mittel, christliche Asylsuchende, die von Muslimen bedroht werden oder in Angst sind, dass ihre Abschiebung zu Verfolgung führen könnte.... Es gibt viele Gründe, Angst zu haben.

Unsicherheiten und Bedrohungen können real sein. Was aber diese Unsicherheiten verschlimmert, ist Zerbrechlichkeit und ein Mangel an Resilienz. Wir erwarten, dass unsere Regierungen alle Probleme lösen und uns Sicherheit garantieren – aber das können sie nicht. Wir investieren zu viel von unserer Sicherheit in Geld, Sex, Kinder, Kultur und die Anerkennung durch andere. Viel zu oft versuchen wir uns zu schützen, indem wir unsere Kinder im Haus behalten und uns nicht mit denen abgeben, die anders sind als wir. Und so wächst die Angst.

Biblische Perspektiven der Angst

Was ist Angst und was sagt die Bibel dazu? Angst ist eine natürliche Reaktion auf alles, was uns unbekannt ist und was wir als Bedrohung wahrnehmen. Wir haben eine natürliche und biologische Reaktion auf Angst: kämpfen (fight), wegrennen (flight) oder erstarren (freeze). Von allem Anfang an ermutigt uns die Bibel, Gott zu fürchten (vgl. Spr 9,10). Allerdings basiert die Furcht Gottes nicht auf Angst und Schrecken oder Unsicherheit, sondern auf Ehrfurcht und Heiligkeit. Die Furcht Gottes führt nicht zu einer „fight, flight or freeze“-Reaktion; viel eher führt sie zum Wunsch, Gott anzubeten, ihn zu ehren und zu respektieren (vgl. Off 1,11-17).

Im Neuen Testament hinterfragt Jesus dieses Verständnis von Furcht und fordert uns heraus, stattdessen unser Vertrauen in ihn und seine Verheißungen zu setzen. Es ist nicht so, dass Jesus das Konzept der Furcht ignoriert, er bestätigt es. Aber er sagt uns, wir sollen uns nicht davon überwältigen lassen. Durch das Neue Testament zieht sich der Gedanke, dass durch die Erneuerung unseres Denkens, durch ein Leben in vollkommener Liebe, durch unsere Ausrichtung auf Jesus und auf unsere ewige Hoffnung nichts in dieser Welt, auch nicht Furcht bzw. Angst, uns kontrollieren oder dominieren kann (vgl. Röm 12,1-3; Eph 4,23; 1. Joh 4,18; Off 2,3). Die Botschaft, die wir direkt von Jesus bekommen, während wir in einer gefährlichen Welt leben, ist: „halte fest“ (Off 3,11) und „überwinde“ / „sei siegreich“ (Off 2-3). Dies sind nicht wunderliche oder naive Vorschläge, sondern ein Jesus-zentriertes und fokussiertes Verständnis, dass dieses Leben nicht alles ist, was es gibt. Wahre Angst ist nur für diejenigen, die Jesus nicht kennen und so vor seinem Richterstuhl stehen werden. Die einzige wahre Sicherheit ist ewig, und Unsicherheit kommt von einem Leben und einer Ewigkeit ohne Jesus Christus.

Ein Aufruf zum Handeln

Unsere Absicht an dieser Generalversammlung ist es, weiterzugehen auf einer Reise des Nachdenkens, des Gebets und der Diskussionen zu den Herausforderungen Europas und den biblischen Wahrheiten, die Gott verheißen hat. Es gibt wunderbare Möglichkeiten, dem Herrn näher zu kommen, wenn wir ihm in allem vertrauen und wenn wir die unerschütterliche Hoffnung weitergeben, die Jesus uns allen angeboten hat.

Wir laden unsere evangelischen Brüder und Schwestern ein, sich uns anzuschließen. Lasst uns miteinander unterwegs sein zu:

  • Wachstum in unserer Fähigkeit, unsere furchtsamen Gedanken jeden Tag gefangen zu nehmen und dem Herrn zu vertrauen, egal was für Probleme kommen. Wir wollen dankbare Menschen sein, von unserem himmlischen Vater gute Gaben erwarten und uns an seinen grünen Weiden freuen, auch wenn wir durch das Tal der Todesschatten gehen.
  • Leben, geprägt von unserer biblischen Hoffnung und unseren Werten, ohne Angst in unseren Entscheidungen und unserem Handeln – zuhause, an der Arbeit, mit unseren Nachbarn und bei Wahlen und Abstimmungen.
  • Wegen, um die Hoffnung von Jesus Christus zu den Menschen um uns herum zu bringen, egal wie anders sie sind. Wir wollen kreative Ideen austauschen und uns gegenseitig ermutigen, bewusst in Nachbarschaften zu investieren, auf geistliche, emotionale und praktische Nöte zu reagieren und Menschen zu helfen, in ihrer von Gott gegebenen Identität zu leben. Sehr oft sind Zeit, Respekt und Freundschaft die wichtigsten Dinge, die Christen geben können.
  • Mut, opferbereit zu leben. Sind wir bereit, anderen zu dienen oder die Wahrheit zu sagen, egal was es kostet, wenn der Herr uns fragt?
  • Gebet mit Kühnheit, dass die Behörden fähig sind, ihre von Gott gegebenen Verantwortungen wahrzunehmen, der Gemeinschaft zu dienen, Frieden zu stärken, Recht und Gerechtigkeit zu bringen, den Schutz der Schwächsten sicherzustellen und Menschen Raum zu geben, sich in Freiheit zu entfalten.
  • Wegen, um mit den Behörden auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene zusammenzuarbeiten, um die Gesellschaft zu segnen und die Sicherheit aller zu stärken. Wir wollen sie aber auch ohne Angst herausfordern, wenn wir denken, dass sie falsch liegen, so dass wir die göttliche Perspektive aufzeigen und geeignete Maßnahmen vorschlagen können.
  • Kommunikation festen Vertrauens und Glaubens, dass das Böse ein Ende haben wird. Wir wollen gnadenvolle Eschatologie leben und predigen, die nicht Angst lehrt, sondern Resilienz, Beständigkeit, Glaube, Glück und Freude darüber, dass unser Herr Jesus zurückkommen wird. In ihm wird alles neu gemacht werden, wahres Leben und Liebe wiederhergestellt, werden alle Tränen und Angst ein Ende haben.

 

Autor: Europäische Evangelische Allianz (EEA)