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Datum: 17.10.2019

Überparteiliche „Sonntagsallianz“ untermauert Forderung mit Umfragen – Superintendent Geist: Grundrecht des Menschen auf Ruhe.

WIEN | Eine neue Imagekampagne für den freien Sonntag hat am Montag, 14. Oktober, die gleichnamige Allianz in Wien präsentiert. Unter dem Motto „Mein Sonntag gehört mir“ machen zahlreiche Menschen deutlich, warum für sie der arbeitsfreie Sonntag unverzichtbar ist. Bei den „Botschafterinnen und Botschaftern“ der Kampagne finden sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus unterschiedlichen Bereichen, aber auch Kardinal Christoph Schönborn, der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist, AK Wien Präsidentin Renate Anderl oder GPA-djp-Bundesvorsitzende Barbara Teiber. Begleitet wird die überparteiliche Kampagne der „Allianz für den freien Sonntag“ von der Website „meinsonntag.plus“ und Präsenz auf Facebook, Instagram und Co. Die Hashtags #meinsonntag, #dersonntaggehörtmir oder #sundays4future unterstützen dort die Kampagne.

Philipp Kuhlmann, gewerkschaftlicher Sprecher der Sonntagsallianz, untermauerte die Forderung nach dem freien Sonntag mit einer aktuellen Integral-Umfrage. Sechs von zehn ÖsterreicherInnen wollen den arbeitsfreien Sonntag als gemeinsame freie Zeit unbedingt behalten und sind nicht bereit, am Sonntag regelmäßig zu arbeiten. Ebenfalls knapp 60 Prozent möchten keine „Flexibilisierung“ der Arbeitswoche und würden die Aufhebung der Wochenendruhe zu Gunsten mehr individuell freier Tage nicht akzeptieren. Die Ergebnisse zeigten, so Kuhlmann, auch die klaren Verlierer bei einer Aufweichung der Wochenendruhe: Es sind vor allem die 30- bis 49-Jährigen und Frauen mit Kindern. Ihre Zustimmungswerte zum freien Sonntag sind unter allen Befragten am höchsten (65% bzw. 67%).

Freier Sonntag ermöglicht ehrenamtliches Engagement

Dass die „jahrtausendealte Tradition“ des freien Sonntags gerade in der leistungsorientierten Gesellschaft von heute immer wichtiger werde, machte Superintendent Matthias Geist bei der Präsentation der Kampagne deutlich. Wenn die Forderung nach dem freien Sonntag von den Kirchen unterstützt werde, stehe dabei nicht der „Selbstzweck“ im Vordergrund, nämlich dass der Gottesdienstbesuch möglich sein müsse. Vielmehr gehe es hier um das „Grundrecht des Menschen auf Ruhe und Aufatmen“, denn, so Geist: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Würde der Sonntag zum Arbeitstag, „werden Familien auseinandergerissen und damit das Recht der Kinder auf Vater oder Mutter gefährdet“. In der zunehmend den Menschen überfordernden Arbeitswelt „kann es nicht gesund sein, wenn Druck und Erwartungen immer höher geschraubt werden“. Gleichzeitig brauche es den freien Sonntag auch, um ehrenamtliches Engagement zu ermöglichen, „das kann nicht über die Woche verteilt zu zufälligen Zeitpunkten gemeinsam geschehen“.

Denkmalschutz für den freien Sonntag

Den arbeitsfreien Sonntag gleich unter Denkmalschutz zu stellen – das fordert Anna Wall-Strasser, Vorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer/innen-Bewegung Österreich (KABÖ). Der freie Sonntag sei „das älteste Sozialgesetz der Welt, ein Recht und kein Vielleicht“, so Wall-Strasser. Die arbeitsfreie Zeit diene dem Schutz vor „Selbst- und Fremdausbeutung“, weil jeder Mensch „mehr wert ist als er oder sie leistet“. Der regelmäßig freie Tag sichere auch die Balance zwischen den Lebensbereichen, denn „Menschen funktionieren nicht wie Maschinen“. Auch für die Glaubensausübung sei der Sonntag ein unverzichtbarer Tag und sichere „verlässliche Rituale“, ohne die sich die Gesellschaft immer weiter auflösen würde, warnt die KABÖ-Vorsitzende.

„Der Druck auf die Beschäftigen steigt in allen Branchen“, sagte die Präsidentin der AK Wien und der Bundesarbeitskammer, Renate Anderl. Die Beschäftigen brauchten „mehr Ausgleich, nicht noch mehr Arbeitstage“. Gemeinsam mit der Gewerkschaftsvertreterin kritisierte Anderl die neuen gesetzlichen Regelungen der Arbeitszeitflexibilisierung scharf. 12-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche bringen, so Anderl, „nur der Wirtschaft etwas“, für die ArbeiternehmerInnen habe sich dagegen „vieles verschlechtert“. Anderl erwartet im Gegenzug eine „seriöse Diskussion über Arbeitszeitverkürzung und leichteren Zugang zur sechsten Urlaubswoche. Außerdem brauche es mehr Personal für das Arbeitsinspektorat.

„Die Beschäftigen im Handel wollen definitiv nicht am Sonntag arbeiten“, unterstrich die GPA-djp-Bundesvorsitzende Barbara Teiber. Betroffen wären in erster Linie Frauen, viele von ihnen als Alleinerzieherinnen. Die Sonntagsöffnung wäre ein „Minderheitenprogramm“, mit „wenig Vorteilen für eine kleine Gruppe, aber großen Nachteilen für die Mehrheit“. Es gelte, die Interessen der Beschäftigten vor die Profitinteressen einiger weniger zu stellen“, forderte Teiber.

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Autor: epdÖ