Datum: 26.02.2025
Vor kurzem begegnete mir auf einer Konferenz ein Gedanke, der für mich neu war und mich seither beschäftigt. Gott hat uns Menschen bei der Schöpfung den Auftrag gegeben, fruchtbar zu sein und uns zu mehren. Was beinhaltet dieser Auftrag eigentlich alles?
Nun, was völlig klar ist: Adam und Eva sollten eine Familie gründen, aus der eine Sippe, ein Dorf, eine Stadt und schließlich eine Nation entstehen würde. Auch später in der Bibel wird dieser Gedanke wiederholt. So sagte Gott zu Noah nach der Sintflut: „Alle Tiere, die bei dir sind, von allem Fleisch, an Vögeln und an Vieh und an allen kriechenden Tieren, die auf der Erde kriechen, lass mit dir hinausgehen, dass sie wimmeln auf Erden und fruchtbar sind und sich mehren auf Erden!“ (1. Mose 8,17) und zu Abraham: „Und ich werde dich sehr, sehr fruchtbar machen, und ich werde dich zu Nationen machen, und Könige werden aus dir hervorgehen.“ (1. Mose 17,5)
Das bedeutet aber auch: Die Art, wie Adam und Eva ihre Kinder erzogen, welche Werte sie vermittelten und welche Rituale sie lebten, prägte die Gesellschaft, die sie gründeten. Schon aus dem Schöpfungsbericht lässt sich also ein Kulturschaffungsauftrag herauslesen.
Es gab eine Zeit in der Christenheit, in der dieser Auftrag ausschließlich in der Familie und der Gemeinde gelebt wurde. Manche Christen sonderten sich von der Welt ab, um sich nicht anzupassen.
Ich bin überzeugt, dass unser Auftrag weit darüber hinausgeht. Jesus hat uns nicht nur berufen, das Evangelium der Erlösung zu verkünden, sondern auch, das Reich Gottes den Menschen zu bringen – unabhängig davon, ob sie an Jesus glauben oder nicht. Wir sind gerufen, Salz und Licht zu sein. Unsere Würze und unser Licht sollen die Menschen und die Gesellschaft so prägen, dass sie dadurch den Vater erkennen und anfangen, ihn zu preisen.
Das Neue Testament zeigt uns mehrfach, dass wir unsere Gesellschaft prägen sollen. Ein Beispiel ist die Bezeichnung als Botschafter: Ein Botschafter hat den Auftrag, das Reich zu repräsentieren, also es sichtbar zu machen.
Wie leben wir diesen Auftrag in der Evangelischen Allianz? Wir arbeiten daran, eine Stimme in der Öffentlichkeit zu sein: Wir treffen uns mit Politikern, arbeiten mit anderen Gruppen zu wichtigen Themen zusammen, z. B. beim Lebensschutz oder der Allianz für den freien Sonntag, und haben gemeinsam mit anderen die „RedeFrei“-Broschüre herausgebracht, um Christen zu helfen, zu zeigen, mit welchem Recht sie über das Evangelium sprechen können.
Ich war überrascht, wie viele Beiträge wir für diese Ausgabe erhalten haben – so viele, dass wir nicht alle aufnehmen konnten. Ein unfassbarer Reichtum an Ideen, wie unser Netzwerk die Gesellschaft prägt – sei es im Kleinen, durch das eigene kleine Umfeld, Social Media, politisches Engagement etc. Ich hoffe, ihr seid genauso inspiriert von der Vielfalt der Möglichkeiten, einen Unterschied zu machen, und lasst euch vielleicht in dem einen oder anderen Bereich anstecken.
Gottes Segen beim Lesen!
In Jesus verbunden,
Oliver Stozek
PS: Mit diesem Heft starten wir eine neue Kolumne: Da wir dieses Jahr 500 Jahre Täufertum feiern, betrachten wir darin, wie die Wiedertäufer unsere Gesellschaft verändert haben und welche praktischen Auswirkungen das bis heute hat (u.a. Entstehung der Freikirchen).