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Datum: 06.01.2020

Im Jahr 1999 entschieden wir uns in unserer Gemeinde für eine Gebetszeit früh am Morgen. Als ich es ankündigte, sagte ich dazu: „Und ich werde jedes Mal dabei sein." Erst nachher wurde mir bewusst, was ich da eigentlich gesagt hatte … Ich hätte auch sagen können: „Ich werde da sein oder einer unserer Assistenten.“ Jetzt war ich verantwortlich und musste jedes Mal dabei sein.

Als der Wecker am ersten Morgen losging, war mein erster Gedanke wieder: „Warum habe ich das gesagt?“ Ich bin wirklich kein Morgenmensch. Aber ich stand auf, machte mich fertig und fuhr zur Gemeinde. Als ich dort ankam, las ich für die, die gekommen waren, eine Schriftstelle über Gebet vor, und dann beteten wir eine Stunde lang. Es war eine tolle Zeit, aber nichts Außergewöhnliches geschah. Wir beteten Gott an, brachten Ihm unsere Bitten und beteten im Geist. Es war erfrischend und erbauend, aber das sollte ja die Norm sein, wenn wir beten.

Nach einer Weile hatte ich mich daran gewöhnt, früh aufzustehen und zum Gebet in die Gemeinde zu kommen. Wir hatten immer eine tolle Zeit und erlebten Gottes wunderbare Gegenwart. Unter anderem beteten wir jeden Tag die Gebete, die Paulus für die Gemeinden in Ephesus und Kolossä betete, für uns selbst und für die Gemeinde. Dies sind vom Heiligen Geist inspirierte Gebete um Offenbarungserkenntnis. Ich empfehle, dass wir sie für uns selbst und für den ganzen Leib Christi beten. Offenbarungserkenntnis ist so wichtig. Viele Menschen wissen viel über die Bibel und Gott, aber Offenbarung ist etwas anderes. Offenbarung ist, wenn das Wort Gottes für dich persönlich real wird. Offenbarung ist wie das Einschalten eines Lichts in einem dunklen Raum. Plötzlich siehst du Dinge, die du vorher nicht sehen konntest. Offenbarungserkenntnis ist der "Aha-Moment“, den du hast, wenn Gott den Vorhang zurückzieht und dir etwas zeigt, was du noch nie zuvor gesehen hast. Offenbarungserkenntnis ist die Grundlage für starken Glauben, unerschütterliche Zuversicht und Kühnheit im Leben und im Dienst.

Wir beteten auf diese Weise etwa zwei Monate lang, und dann geschah etwas Wunderbares und Lebensveränderndes. Es begann wie an jedem anderen Tag - der Wecker läutete, ich stand auf, machte mich fertig, fuhr zur Gemeinde, öffnete meine Bibel, um eine Schriftstelle zu lesen, bevor wir beteten – aber dieses Mal geschah etwas. Die einzige Möglichkeit, wie ich es beschreiben kann, ist, dass ich einen Durchbruch in Offenbarungserkenntnis hatte. Ich las die Schriftstelle, aber dieses Mal war es anders. Ich sah Dinge, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Das ging mehrere Wochen so weiter, und ich lernte so viel. Bitte versteh mich nicht falsch. Ich spreche nicht von einer außerbiblischen Offenbarung. Ich spreche von Dingen, die zwar immer in der Bibel standen, die ich jedoch noch nie zuvor so gesehen hatte. Es war lebensverändernd. Vergiss das nie: Ein Wort von Gott kann dein Leben für immer verändern! Ich möchte in diesem Artikel eine dieser Offenbarungen mit euch teilen. Ich nenne sie „Die oberste Priorität des Gebets".

Epheser 6,18: Mit allem Gebet und Flehen betet zu jeder Zeit im Geist, und wachet hierzu in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen.

Ich hatte diese Schriftstelle vorher wahrscheinlich schon 100 Mal oder öfter gelesen und viele Male darüber gepredigt. Ich hatte auch viele andere über diese Schriftstelle predigen und lehren gehört. Aber an diesem Durchbruchtag war es, als ob die letzten drei Worte dieses Verses von der Seite sprangen und mich anbrüllten: „Für alle Heiligen!" In einem Augenblick sah ich, dass es im Neuen Testament eine sehr klare Priorität bezüglich Gebetes gibt. Erstaunlicherweise erhält es selten die Aufmerksamkeit, die es verdient. Ich sah, dass das Beten „für alle Heiligen" die Hauptpriorität in unserem Gebetsleben sein sollte. Für alle Heiligen zu beten bedeutet einfach, für alle Christen, für die Gemeinde oder für den Leib Christi zu beten. Vielleicht hat dich noch nie jemand beschuldigt, ein Heiliger zu sein, aber wenn du wiedergeboren bist, dann bist du einer! Jesus hat dich durch Sein Blut heilig und gerecht gemacht, und Gott nennt dich einen Heiligen! Das Beten für die Heiligen ist aus vielen Gründen die wichtigste Priorität im Gebet. 

Bevor ich dir sage, warum das so ist, möchte ich über den Elefanten im Raum sprechen. Einige von euch denken wahrscheinlich: „Ist es nicht wichtiger, für die Verlorenen zu beten? Wenn sie Jesus nicht annehmen, werden sie die Ewigkeit getrennt von Gott verbringen." Nein, für die Verlorenen zu beten ist nicht wichtiger als für die Heiligen zu beten, denn die Verlorenen werden nicht durch unsere Gebete errettet werden. Sie werden gerettet werden, wenn sie das Evangelium hören, es glauben und Jesus als ihren Herrn annehmen. Das Gebet kann die Herzen erweichen, Türen öffnen und die Menschen darauf vorbereiten, das Evangelium zu anzunehmen. Aber wenn wir es nicht schaffen, ihnen die gute Nachricht zu verkünden, ist es von geringem Wert. Gott hat es so festgesetzt, dass die Verlorenen durch die „Torheit der Verkündigung", nicht durch das Gebet, gerettet werden sollen. Wenn der Leib Christi schwach, weltlich und bezüglich seines Auftrags unwissend ist, könnten Menschenmassen in die Hölle kommen. Es ist so wichtig, dass wir füreinander beten. 

Als Jesus in Johannes 17,9 für Seine Jünger betete, sagte Er: „Für sie bete ich. Ich bete nicht für die Welt." Warum betete Er nicht für die Welt? Liebt Er die Welt nicht? Natürlich tut Er das! Er starb für die Sünden der ganzen Welt! Aber Er betete nicht für die Welt, denn auch hier würde die Welt nicht durch das Gebet gerettet werden. Er wusste, dass der Dienst der Versöhnung bald in der Verantwortung Seiner Jünger liegen würde, und Er wusste, dass sie Gottes Hilfe brauchen würden – und das Gebet hilft dabei!

In Matthäus Kapitel 9 sah Jesus die verlorene Menschenmenge. Er war mit Mitgefühl für sie bewegt, weil sie wie Schafe ohne Hirten zerstreut waren. Was tat Er? Betete Er für sie und sagte: „Oh Vater, diese Menschen sind so verloren. Bitte rette sie!“? Nein! Er trug Seinen Jüngern auf, den Vater darum zu bitten, dass Er Erntearbeiter in die Erntefelder aussende! Das war ein Gebet für die Gläubigen! Schick sie hinaus in Dein Erntefeld, lieber Vater! Die verlorenen Schafe brauchen die Arbeiter notwendiger, die zu ihnen gehen und ihnen von der Liebe des Vaters erzählen, als sie eine Gemeinde voller Menschen brauchen, die für sie beten!

Ich weiß, dass dies für einige neu klingen mag, aber wir sehen es im ganzen Neuen Testament. Als der Sanhedrin (der hohe Rat) Petrus und Johannes befahl, nicht mehr im Namen Jesu zu predigen oder zu lehren, gingen sie zu den Ihren und beteten mit ihnen! Haben sie für die Regierung gebetet? Nein. Haben sie die bösen religiösen Geister hinter dem Angriff und der Verfolgung gebunden? Nein. Haben sie für die Verlorenen gebetet? Nein. Sie beteten für die Heiligen. Sie sagten: „Vater, sieh ihre Drohungen und gib Deinen Knechten Kühnheit, Dein Wort zu predigen, indem Du Deine Hand ausstreckst, um zu heilen und damit Zeichen und Wunder durch den Namen Deines Knechtes Jesus Christus geschehen können." Sie beteten füreinander und beteten um Kraft und Kühnheit, das Evangelium zu predigen, die Kranken zu heilen und Wunder zu wirken! Das brauchen wir heute genauso wie damals!

Versteh mich nicht falsch! Ich glaube, wir sollten für die Regierung beten. Ich glaube, wir sollten für die Verlorenen beten. Ich glaube, wir sollten für Israel beten! Das ist alles gut und biblisch, aber es ist so viel wichtiger, dass wir füreinander beten! Zu viele unserer Brüder und Schwestern leiden. Christliche Ehen fallen auseinander. Viele leiden an Krankheiten, Depression oder sind so tief verschuldet, dass sie keinen Ausweg mehr sehen können. Wir sind berufen, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, aber manchmal sind wir so abgelenkt von unseren eigenen Problemen, dass wir die Probleme derer um uns herum, die auf dem Weg in eine ewige Hölle sind, nicht sehen können! Vergiss es nie: Wenn die Gemeinde gesegnet ist, wird die Welt automatisch gesegnet!

Der Leib Christi ist eine Familie. Familien helfen und unterstützen und verteidigen sich gegenseitig. Zumindest sollten sie es tun! ϑ Paulus schrieb: „Soweit wir Gelegenheit haben, sollten wir allen Menschen Gutes tun, aber vor allem den Hausgenossen des Glaubens!" (Galater 6,10) Dies zeugt von Priorität. Kümmere dich zuerst um die Familie. Sei ein Segen für alle, soweit es möglich ist, aber vor allem ein Segen für die Familie Gottes! Dazu gehört auch das Gebet, weil das Gebet Gutes tut oder anderen hilft! So viele unserer Brüder und Schwestern leiden unter schrecklicher Verfolgung und unsere Gebete können Schutz, Gunst oder einfach die Kraft und den Mut freisetzen, die sie brauchen, um für Jesus einzutreten.

Die Gläubigen sind im Geist vereint. Der Leib Christi ist bereits eine Einheit, ob wir das sehen wollen oder nicht. Alle, die wiedergeboren sind, sind eins in Christus. Paulus sagte: „Wer dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit Ihm." Er sagte auch: „Tut alles, um die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu bewahren." Du kannst nicht bewahren, was du nicht hast! Wir sind eins und wir brauchen einander! Es ist in meinem besten Interesse, für dich zu beten, und es ist in deinem besten Interesse, für mich zu beten! Unsere Schicksale sind miteinander verbunden. Dein Erfolg hängt zum Teil von meinem Erfolg ab. Mein Erfolg hängt zum Teil von deinem Erfolg ab. Paulus sagte: „Wenn ein Glied leidet, leidet jedes Glied mit." Wenn es dir nicht gut geht, dann geht es mir nicht so gut, wie es mir gut gehen könnte! Wir können einander helfen und uns gegenseitig durch das Gebet stärken. Wir werden deshalb alle besser dran sein!

Es gibt so viel mehr darüber zu sagen, aber wir haben nicht die Zeit und den Platz, dies hier zu tun. Ich habe ein Buch mit dem Titel „Die oberste Priorität des Gebets " geschrieben – lies es, wenn du mehr über das Beten für den Leib Christi erfahren möchtest. Ich bin überzeugt, dass, wenn wir es zu einer Priorität machen würden, mehr füreinander zu beten, 95 % aller Probleme, die wir in den Gemeinden haben, gelöst wären! Wenn wir anfangen, Gott füreinander zu danken und einander im Gebet zu unterstützen, wird unsere Liebe zueinander wachsen! Jesus sagte, dass alle Menschen wissen würden, dass wir Seine Jünger sind, weil wir einander lieben! Ich glaube, dass dies einer der wichtigsten und am meisten übersehene Schlüssel zur Erweckung ist. Jakobus sagte: „Betet füreinander, damit ihr geheilt werdet." Lasst uns das tun. Verpflichten wir uns neu zum Werk des Gebets und zur Stärkung des Leibes Christi. Das Heil großer Menschenmengen hängt davon ab.

 

Autor: Fred Lambert, Pastor der Freien Christengemeinde in Wels