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Datum: 20.02.2020

Mittlerweile werden noch im Iran lebende Familienangehörige iranischer Konvertiten, die selbst ins Ausland fliehen mussten, von iranischen Sicherheitskräften unter Druck gesetzt. Dies geht aus einem von Open Doors mitverfassten Bericht zur Glaubensfreiheit in diesem Land hervor.

Wien, 19. Februar 2020 – Wie schlecht es um die Menschenrechte im Iran steht, zeigt das Schicksal des iranischen Christen Ismaeil Maghrebinejad. Der 65-jährige ehemalige Muslim wurde zu drei Jahren Gefängnis wegen «Beleidigung des heiligen islamischen Glaubens im Cyberspace» verurteilt.
Ismaeil wurde für schuldig befunden, weil er eine an sein Mobiltelefon gesendete Nachricht weitergeleitet hatte, die sich über die regierenden iranischen Kleriker lustig machte. Als Basis für das unerwartete Urteil dient Artikel 513 des islamischen Strafgesetzbuches, der ein Strafmaß zwischen einem und fünf Jahren Gefängnis vorsieht.
 
Die meisten Iraner tun es täglich …
Er ist noch in zwei weiteren Punkten angeklagt: «Propaganda gegen die Islamische Republik», weil er einen eigenen Kanal im Messengerdienst Telegram zur «Förderung des evangelischen Christentums» eingerichtet habe, sowie «Mitgliedschaft in einer regimefeindlichen Gruppe». Eine vierte Anklage wegen Apostasie, für die ein Todesurteil hätte verhängt werden können, wurde bei einer Gerichtsverhandlung im November fallen gelassen. Mansour Borji, Direktor der Menschenrechtsorganisation «Article 18», nannte das Urteil «eine unverhältnismäßige Reaktion auf etwas so Alltägliches.»
Er vermutet: «Die anderen Anklagen […] bezogen sich auf seine Bekehrung zum Christentum. Dies könnte den wahren Grund enthüllen, warum er für etwas angeklagt wurde, was die meisten normalen Iraner täglich tun.»
 
Kleriker fordern Hinrichtung von Konvertiten
Ismaeil Maghrebinejad ist ein typisches Beispiel dafür, wie mit Konvertiten im Iran umgegangen wird. Kürzlich veröffentlichte Open Doors gemeinsam mit Article 18, Christian Solidarity Worldwide sowie Middle East Concern einen Bericht zu Übergriffen gegen Christen in Iran im Jahr 2019.
Unter anderem kommt der Bericht zu den folgenden Schlussfolgerungen: «Religiöse und politische Führer im Iran ziehen weiterhin öffentlich über den christlichen Glauben her und sprechen sich dafür aus, christliche Konvertiten als ‚Abtrünnige vom Islam‘ hinzurichten. Die iranischen Geheimdienste arbeiten mit Klerikern zusammen, um Bekehrungen zum Christentum zu verhindern.»
 
Wachsende Gefahr für Angehörige von im Ausland lebenden Konvertiten
Der Bericht erwähnt auch eine neue Entwicklung: «Mehrere Berichte weisen auf einen beispiellosen Schritt der iranischen Sicherheitskräfte im Jahr 2019 hin. Dabei geht es um die Belästigung von Familienmitgliedern iranischer Christen im Ausland.» Selbst wenn diese Angehörigen nicht unbedingt Christen sind. So hätten iranische Geheimdienstmitarbeiter Angehörige eines in die USA geflohenen Konvertiten mehrfach besucht, «um Druck auf sie auszuüben und ihren öffentlichen Ruf zu schädigen.»
 
Auf dem Weltverfolgungsindex steht Iran aktuell an 9. Stelle unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden.

Quelle: Open Doors